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23.05.2017

Instrumente „Made in Luckenwalde“ – auch für das Reich der Mitte

Niendorf begrüßt über 50 chinesische Händler

Die Niendorf Flügel- und Klavierfabrik GmbH hat vor zwei Jahren den Bau von Instrumenten der Luckenwalder Traditionsmarke wieder aufgenommen. Inzwischen werden in den Produktionshallen am Schieferling Konzertflügel in vier verschiedenen Größen und zwei Klaviermodelle gefertigt.

Vor kurzem weilten mehr als 50 private Instrumentenhändler aus ganz China auf Einladung der Firma Niendorf und ihrer Partnerunternehmen Mendelssohn und Strohmenger in Europa. Sie wurden im Konzertsaal mit einem Flügel auf der Bühne und mit chinesischen Schriftzeichen an den Wänden herzlich willkommen geheißen, um die hochwertigen Flügel und Klaviere „Made in Luckenwalde“ kennenlernen.

Eine Kostprobe des Klangs bekommen die Fachleute gleich zu Beginn durch Hanna Leona Pottgüter mit „Claire de lune“ von Claude Debussy. Die 18-Jährige ist Klavierbau-Azubi im ersten Lehrjahr und für ihre Ausbildung extra aus Paderborn nach Luckenwalde gezogen. Klavierbaumeister Friedmar Lohöfener als Moderator freut sich, die Besucher in der Stadt zu begrüßen, in der „vor 120 Jahren alles begann“. Auch Niendorf-Geschäftsführer Markus Ernicke beschwört die Tradition und „will an die Glanzzeiten von damals“ anknüpfen. Stolz ist man darauf, dass zu den 17 Mitarbeitern (fünf Frauen und zwölf Männer) zwei Auszubildende gehören.

Um der engen Bindung an Luckenwalde Ausdruck zu geben, wurde Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide gebeten, die Stadt zu präsentieren. Auch wenn Luckenwalde mit 20.900 Einwohnern „gegenüber Ihren Städten ganz ganz klein“ sei, könne es doch auf über 800 Jahre Geschichte zurückblicken. Über Industrialisierung und Moderne kam die Bürgermeisterin auch auf die Mendelsohn-Halle zu sprechen, errichtet „von dem berühmten Architekten, nicht dem Komponisten“.

Sie hob außerdem hervor, dass im Stadttheater selbstverständlich ein 80 Jahre alter Niendorf-Flügel steht und die Eröffnung der neuen Feuerwache ebenfalls auf einem Instrument dieser Marke begleitet wurde. Auch an den im vergangenen Jahr durchgeführten Niendorf-Klavierwettbewerb erinnerte die Bürgermeisterin gern – die Fachjury hatte betont, dass dessen Qualität jeder Hauptstadt würdig gewesen sei.

Da ein Ton mehr sagt als tausend Worte, kam im Anschluss noch einmal ausgiebig der Flügel zum Einsatz. Zhouyang Zheng, der auch die Moderation ins Chinesische übersetzt hatte, spielte zwei Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy (Rondo Capriccioso Op. 14) und Franz Liszt (Transcendental Etude Nr. 6 „Vision“). Der ursprünglich aus Shanghai stammende Schüler ist der Sohn des Gesellschafters Mingtong Zheng. Er legt derzeit in Schwerin sein Abitur ab und will anschließend ein Klavierstudium in Berlin aufnehmen.

Beim obligatorischen Gruppenfoto zum Abschluss war der Platz vor und auf der Bühne gut gefüllt. Das folgende Fotoshooting ließ Bürgermeisterin Herzog-von der Heide tapfer über sich ergehen. Gefühlt wollte jeder Gast sein persönliches Bild mit dem Stadtoberhaupt mit nach Hause nehmen.

Anschließend führte Friedmar Lohöfener die Bürgermeisterin gemeinsam mit Wirtschaftsförderin Birgit Demgensky durch die Produktion. Dabei präsentierte er nicht nur die neue von einem Modellbauer aus Erkner gefertigte Presse für den 275-er Konzertflügel, sondern berichtete auch von der geplanten Wiederbelebung des traditionellen 145-er Niendorf-Flügels. Der Platzbedarf in der Flügelfertigung ist relativ hoch, allein die verschiedenen Holzsorten – von Buche über Fichte und Ahorn bis zum Buchsbaum – benötigen einiges an Lagerfläche.

Geschäftsführer Markus Ernicke erhofft sich nach den positiven Resonanzen von den Musikmessen in Anaheim (Kalifornien) und Frankfurt am Main eine Umsatzsteigerung. Auch das heutige Händlertreffen soll vor allem den Absatz der hochwertigen Niendorf-Flügel in China ankurbeln. Dafür sind natürlich auch die entsprechenden Strukturen und Arbeitsplätze im Unternehmen zu schaffen. Die erforderlichen Baugenehmigungen und mögliche Förderzusagen zu bekommen, geht Gesellschafter Zheng manches Mal zu langsam, er ist es aus China anders gewöhnt.

Seite drucken | Autor: G. Bornschein | zuletzt geändert am: 10.07.2019